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28/Sha'ban/1446 , 27/February/2025

Wie kann ein Vater gerecht zwischen seinen Kindern handeln, wenn es individuelle Unterschiede zwischen ihnen gibt?

Frage: 145050

Es besteht kein Zweifel, dass jeder Mensch seine eigene Persönlichkeit hat, die ihm von Allah gegeben wurde. Auch wenn es gemeinsame moralische Eigenschaften unter den Menschen gibt, unterscheiden sie sich in der Ausprägung dieser Eigenschaften. Meine Frage betrifft die Kinder: Wie kann ein Vater mit diesen Unterschieden umgehen und gerecht zwischen seinen Kindern – sowohl Jungen als auch Mädchen – sein, angesichts der unterschiedlichen Verhaltensregeln und Naturen, die dazu führen, dass die elterliche Liebe zu manchen stärker ist als zu anderen?

Inhalt der Antwort

Lob sei Allah, und Frieden und Segen sei auf dem Gesandten Allahs und seiner Familie.

  1. Allah - erhaben ist Er - hat Seine Schöpfung erschaffen und ließ zwischen ihnen Unterschiede in Eigenschaften, Temperamenten und Verhaltensregeln entstehen. Dies ist eine Realität, die beobachtet werden kann. Diese Unterschiede erstrecken sich auf die gesamte Welt und können sogar in einer einzelnen Familie zwischen ihren Kindern betrachtet werden. Und Allah hat in diesem einen erhabenen Plan, der auf Seine gewaltige Macht hinweist.
  2. Man kann nicht leugnen, dass das Herz eines Vaters sich zu dem Kind hingezogen fühlt, das gute Eigenschaften besitzt, sei es in seinem Aussehen, seinem Charakter oder weil es Eigenschaften hat, die die Menschen anziehen, wie seine Fröhlichkeit, seine Leichtigkeit oder seine Freundlichkeit. Und es muss nicht stets stimmen, dass der Vater mehr zu einem Kind neigt, nur weil es männlich ist. Vielmehr finden wir oft vor, dass viele Väter eine starke Bindung zu ihren Töchtern haben und umgekehrt.
  3. Eine solche (leichte) Zuneigung ist dem Vater nicht vorzuwerfen, jedoch ist es nicht weise, dies vor seinen Kindern zu zeigen, da dies zu schädlichen Folgen führen kann. Was jedoch denjenigen betrifft, der nur ein einziges Kind hat, so sollte er ihm all seine Zuneigung zeigen, und niemand wird ihn dafür tadeln.
  4. Viele Väter wissen nicht, dass die Bevorzugung eines ihrer Kinder, das gute und anziehende Eigenschaften besitzt, diesem besonderen Kind schaden kann! Dies könnte es arrogant oder hochmütig machen und ihm die Faulheit, Untätigkeit und die Tendenz verleihen, sich auf andere bei der Erfüllung seiner Bedürfnisse zu verlassen. Und zweifellos wird ein solches Kind weder sich selbst noch seinem Vater oder seiner restlichen Familie von Nutzen sein.
  5. Die Familie, in der die Eltern – insbesondere der Vater – eines ihrer Kinder von den anderen bevorzugen, verursacht viele Probleme, darunter:
  6. a) Die anderen Kinder leiden an Frustration aufgrund des Erfolgs und Fortschritts in ihrem Glauben und im Leben.
  7. b) Es verursacht bei ihnen psychische oder physische Erkrankungen.
  8. c) Es entsteht Feindschaft gegen das bevorzugte Kind, was bis zum Mord führen kann!

Demnach tragen die Väter, die bestimmte Kinder bevorzugen, zur Zerrüttung und Spaltung der Familie bei, weil diese Bevorzugung Feindschaft, Hass und Neid unter ihren Kindern säht. Die benachteiligten Kinder verbünden sich gegen das bevorzugte Kind und sogar gegen ihre Eltern. Wer die Geschichte von Yusuf und das Verhalten seiner Brüder ihm gegenüber sowie gegenüber seinem anderen Bruder betrachtet, wird die Realität dieser Ansicht erkennen. Und Allah - erhaben ist Er - hat uns den Grund für ihr Verhalten gegenüber Yusuf, ihrem Bruder, offenbart. So sagte der Erhabene: („Als sie sagten: ‚Wahrlich, Yusuf und sein Bruder sind unserem Vater lieber als wir, obwohl wir eine (ansehnliche) Schar sind. Unser Vater befindet sich fürwahr in deutlichem Irrtum. Tötet Yusuf oder werft ihn ins Land hinaus, so wird das Gesicht eures Vaters sich nur noch euch zuwenden, und danach werdet ihr rechtschaffene Leute sein.‘“) Yusuf: 8-9. Zweifellos war Ya'qub - Frieden sei auf ihm - kein Ungerechter gegenüber seinen Kindern. Die Ursache für ihr Verhalten war allein seine herzliche Liebe zu seinem Sohn Yusuf - Frieden sei auf ihm. Was kann man dann erst von Brüdern erwarten, denen der Vater Unrecht tat, indem er einem ihrer Brüder etwas gab, was er ihnen nicht gab?!

  1. Ein verbreitetes Zeichen der Bevorzugung unter den Kindern ist die Unterscheidung bei der Beschenkung, was in der reinen islamischen Gesetzgebung Allahs verboten ist. Zu den Nachteilen dieser Bevorzugung gehört, dass sie zu Ungehorsam gegenüber den Eltern führt und die Kinder nicht gleich in der Achtung und im guten Verhalten gegenüber ihren Eltern sind. Unser Prophet Muhammad - Allahs Segen und Frieden auf ihm - hat dies bereits angesprochen und explizit darauf hingewiesen, dass diese Bevorzugung bei den Geschenken als Ungerechtigkeit und Unrecht bezeichnet wird.

Über An-Nu'man Ibn Bashir wurde berichtet, dass er sagte: „Mein Vater nahm mich und brachte mich zum Gesandten Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - und sagte: ‚O Gesandter Allahs, bezeuge, dass ich An-Nu'man dies und das aus meinem Vermögen geschenkt habe.‘ Da sagte er: ‚Hast du all deinen Kindern das Gleiche geschenkt, was du An-Nu'man gegeben hast?‘ Er sagte: ‚Nein.‘ Er sagte: ‚Dann lasse einen anderen außer mir dies bezeugen.‘ Dann sagte er weiter: ‚Würde es dir gefallen, wenn sie alle gleich in ihrer Güte dir gegenüber wären?‘ Er antwortete: ‚Ja.‘ Da sagte er: ‚Dann (darfst du) nicht (auf diese Weise vorgehen!‘“ Überliefert von Muslim (3059).

Und genauso wie Allah - erhaben ist Er - diese Bevorzugung bei der Beschenkung verboten hat, hat Er auch eine andere Sache verboten, und zwar die testamentarische Verfügung zugunsten eines Erben. All diese Regelungen dienen dazu, den Zustand der Familien zu verbessern, die Grundlagen für das Zusammenleben ihrer Mitglieder zu stärken und ihre Zersplitterung zu verhindern.

  1. Der Vater muss wissen, dass keines seiner Kinder vollkommen ist. Und wenn eines seiner Kinder bei ihm bevorzugt werden sollte, so wird er, wenn er ehrlich zu sich selbst ist, feststellen, dass dieses Kind auch andere negative Eigenschaften hat. Umgekehrt kann es bei den Kindern, die nicht bevorzugt werden, viele positive Eigenschaften geben. Das geliebte Kind, das durch seine Bewegungen und Worte beeindruckt, mag z. B. der Familie nicht beim Einkaufen von Lebensmitteln helfen können, und vielleicht ist es nicht fähig, Gäste zu bedienen. Demnach sollten die Väter dies berücksichtigen, die positiven Eigenschaften ihrer Kinder fördern und sie dazu ermutigen, ohne von den anderen zu verlangen, dass sie alle gleich sind. Jeder Mensch ist für das bestimmt, wofür er erschaffen wurde. Manche haben vielleicht eine Leidenschaft für Arbeit, andere für Wissen, wieder andere für Handel. Auch können manche Charaktereigenschaften in einem Kind vorhanden sein, die im anderen fehlen. Der kluge Vater nutzt dies, um die Kinder einander zu ergänzen. Wenn er eine positive Eigenschaft bei einem Kind lobt, lobt er auch die Eigenschaften der anderen, damit es zwischen ihnen, mit Allahs Erlaubnis und Seiner Erfolgsschenkung, kein Neid und keine Feindschaft gibt.
  2. Und in diesem Bereich sollten die Eltern vorsichtig sein, bei den Fehlern machende Kinder Vorwürfe zu machen und von ihnen zu verlangen, wie ihr Bruder Soundso zu sein! Vielmehr sollte ihnen ein Verwandter oder Nachbar in ihrem Alter genannt werden, oder sie sollten (allgemein) zu guten Eigenschaften ermutigen und von schlechten Eigenschaften abgehalten werden, ohne dass eine bestimmte Person erwähnt wird. Denn der Vergleich zwischen ihnen und ihrem besseren Bruder in diesem Bereich führt dazu, dass Feindschaft und Hass zwischen ihnen entstehen.
  3. Es gehört nicht zur Gerechtigkeit, dass der Vater den ungehorsamen Kindern den gleichen Status wie den gehorsamen gibt, denn sonst hätte das Wohlverhalten keinen Unterschied. Er sollte seinen Kindern beibringen, dass derjenige, der Gutes tut – wie zum Beispiel seiner Mutter im Haushalt zu helfen oder den Quran auswendig zu lernen – für diese Taten belohnt wird, und derjenige, der etwas Schlechtes tut, davon ausgeschlossen oder bestraft wird – je nach Fehlverhalten, das die Kinder begehen. Natürlich meinen wir hier nicht, dass er ihm ein Geschenk gibt oder ihm etwas Materielles gibt, da dies bereits als verboten erklärt wurde. Wir meinen, dass er ihm gutes Lob ausspricht, mehr für ihn ausgibt oder ihm mehr Zeit zum Spielen mit einem erlaubten Spielzeug einräumt als dem, der sich schlecht benimmt, und so weiter. Dies ist die Gerechtigkeit, die wir von den Vätern erwarten, und nicht, dass sie alle gleichbehandeln, den Gutes Tuenden und den Schlechtes Tuenden, denn ansonsten würde er dem gehorsamen Kind Unrecht tun.

Der Vater hat das Recht, dem ungehorsamen und widerspenstigen Kind das Geld zu verweigern, mit dem es Sünden begeht. Vielmehr ist es die Pflicht des Vaters, dies zu tun, damit sein Kind aufhört, Dinge zu tun, die seinen Herrn - erhaben ist Er - erzürnen.

Der Shaykh 'Abdullah Al-Jibrin - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte: „Und der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte: ‚Ich bezeuge kein Unrecht.‘ Das bedeutet, wenn er (also der Vater) sich zu jemandem (unter seinen Kindern) mehr neigt, wird dieser als ungerecht bezeichnet. Es kann jedoch in bestimmten Fällen erlaubt sein, wenn die Person, zu der er mehr neigt, rechtschaffen ist, während die andere verdorben und abweichend ist. Wenn die Eltern versuchen, den ungehorsamen Sohn zu korrigieren, aber erfolglos sind – er wird ungehorsam gegenüber seinen Eltern, sündigt gegen Allah, wendet sich von Ihm ab, vernachlässigt die Anbetung und verfällt (in Sünden) wie z. B. in das Trinken von Alkohol, in Sünden oder Vergehen – und sie nicht in der Lage sind, ihn zu bessern, dann gibt es keinen Einwand. In diesem Fall ist es sogar erlaubt, dass die Eltern ihm gegenüber nachlässiger werden und ihn nicht gleich behandeln wie andere. Vielmehr sollten sie streng mit ihm umgehen, sogar so weit, ihm die Erziehung oder die finanzielle Unterstützung zu entziehen, und ihn bestrafen, wenn diese Strafe zu seiner Besserung führen könnte, wenn Allah ihm den Erfolg gewähren sollte.“ Entnommen aus „Durus Ash-Shaykh Ibn Jibrin“ (1/23) – Ash-Shamila.

  1. Ein weiterer Rat an die Väter ist, die Gefühle ihrer Kinder gegenüber einander zu vereinheitlichen, die Liebe und Mitgefühl von ihren Geschwistern, die denen das zusteht. Zum Beispiel kann eines der Kinder eine Behinderung haben. Die Eltern sollten nicht übersehen, wie wichtig es ist, dass die Liebe und das Mitgefühl ihrer Kinder zunächst dem betroffenen Geschwisterkind entgegengebracht werden, bevor sie selbst diese Zuneigung zeigen. Auf diese Weise stellen sie sicher, dass das betroffene Kind die ihm gebührende Zuneigung erhält und verhindern, dass Feindschaft zwischen ihm und seinen Geschwistern entsteht.
  2. Unabhängig von den unterschiedlichen Eigenschaften und Naturen der Kinder ist es eine islamisch-gesetzliche Pflicht, sie in den offenkundigen Angelegenheiten gerecht zu behandeln. Wenn der Vater die Kosten für die Hochzeit eines seiner Kinder übernimmt, sollte er dies auch für jedes andere tun, das heiraten möchte. Wenn eines seiner Kinder krank ist und behandelt werden muss, sollte er auch für die Behandlung der anderen aufkommen, die eine benötigen. Wenn er in die Bildung eines seiner Kinder investiert, sollte er dies auch für die anderen tun – im Rahmen der erlaubten Bildung. Ebenso gilt dies für Ausgaben und Bekleidung: Er sollte in beiden Angelegenheiten gerecht zwischen seinen Kindern sein – und nicht unbedingt gleichbehandeln, sondern gerecht, was bedeutet, dass jedem das gegeben wird, was es benötigt. Tatsächlich gibt es eine Ansicht unter einigen der früheren Gelehrten, dass es sogar empfohlen wird, zwischen den Kindern beim „Küssen“ gerecht zu sein!

Imam Al-Baghawi - möge Allah ihm barmherzig sein - sagte in der Erläuterung des vorherigen Hadithes von An-Nu'man: „In diesem Hadith gibt es mehrere Lehren, darunter: Die Erwünschtheit, zwischen den Kindern in Bezug auf die Geschenke und alle anderen Arten von Wohlverhalten gerecht zu sein, sogar beim Küssen, sei es bei männlichen oder weiblichen Kindern, damit im Herzen des weniger bevorzugten Kindes keine Gefühle entstehen, die es daran hindern könnten, respektvoll und wohlwollend zu sein.“ Entnommen aus „Sharh As-Sunnah“ (8/297).

Und Ibrahim An-Nakha'i sagte: „Sie sahen es als erwünscht an, dass ein Mann zwischen seinen Kindern gerecht ist, sogar beim Küssen.“ Siehe „Musannaf Ibn Abi Shaybah“ (11/221).

So sollte keine Person gegenüber einer anderen bevorzugt werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Vater seine Gefühle gegenüber allen gleich behandeln muss; dies ist etwas, das der Vater nicht kontrollieren kann. Er hat jedoch die Verantwortung, Gerechtigkeit in den sichtbaren Angelegenheiten zu üben, wie im Fall eines Mannes, der mehr als eine Frau hat. Ihm wird nicht untersagt, eine seiner Frauen mehr zu lieben als die anderen, aber gleichzeitig ist er verpflichtet, Gerechtigkeit in den Dingen zu wahren, die er beeinflussen kann, wie in den sichtbaren Angelegenheiten wie der Versorgung, der gemeinsamen Nacht und der Bekleidung.

Und wir bitten Allah, dir Erfolg zu schenken bei dem, womit Er zufrieden ist, und dir bei der Umsetzung der Gerechtigkeit unter deinen Kindern beizustehen.

Und Allah weiß es am besten.

Quelle

Islam Q&A

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