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07/Shawwal/1446 , 07/March/2025

Die Realität des bösen Blicks und Wege zu seiner Vorbeugung und Heilung

Frage: 20954

Was ist der „böse Blick” (arab. ‘Ain)? Ich habe diesen Begriff häufig auf dieser Website gelesen, ich bitte um eine Erklärung.

Zusammengefasste Antwort

Der böse Blick ist eine Realität, und dies ist sowohl rechtlich (d.h. mit islamischen Quelltexten) als auch mit der (eigenen) Wahrnehmung belegt. Sich vor ihm zu schützen, steht nicht im Widerspruch zum Vertrauen (auf Allah) (arab. Tawakkul). Die Vorbeugung gegen ihn erfolgt durch das Vertrauen auf Allah und die Zufluchtnahme zu Ihm, sowie durch das Einhalten von Adhkar und den überlieferten Bittgebeten zum Schutz (davor). Die Heilung nach dem Auftreten (des bösen Auges) erfolgt durch Ruqya und das Waschen desjenigen, der den bösen Blick verursacht hat, gefolgt vom Übergießen (des Waschwassers) auf die betroffene Person. Siehe die Beschreibung in der Antwort.

Inhalt der Antwort

Die Realität des bösen Auges und seine Auswirkungen

Dies sind einige Angelegenheiten und Fatawa, die mit dem bösen Blick zusammenhängen, und wir bitten Allah - erhaben ist Er -, dass er Nutzen daraus bringen lässt.

Die Gelehrten des ständigen Komitees wurden gefragt: „Was ist die Wahrheit über den bösen Blick? Allah - erhaben ist Er - sagte: „Und vor dem Übel eines (jeden) Neidenden, wenn er neidet.“ (Al-Falaq:5) Ist der Hadith des Gesandten Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - authentisch, der besagt: „Ein Drittel dessen, was sich in den Gräbern befindet, ist (aufgrund) des bösen Blicks.“? Wenn ein Mensch Zweifel hat, ob jemand neidisch auf ihn ist, was sollte er dann tun und sagen? Ist es heilsam, das Waschwasser, das von dem Neider stammt, auf den Betroffenen zu nehmen? Sollte er es trinken oder sich damit waschen?”

Sie antworteten: „Das arabische Wort „Al-‘Ayn" (übersetzt als „der böse Blick”) bezieht sich darauf, wenn eine Person eine andere mit ihrem Blick schädigt, und ihr Ursprung liegt im Staunen des Neiders über etwas. Darauf folgt die böse Neigung seiner Seele, und sie hilft sich selbst dabei, ihr Gift durch ihren Blick auf den Betroffenen auszuführen. Allah befahl Seinem Propheten Muhammad - Allahs Segen und Frieden auf ihm -, vor dem Neider Zuflucht zu suchen, indem Er - erhaben ist Er - sagte: „Und vor dem Übel eines (jeden) Neidenden, wenn er neidet.” (Al-Falaq: 5). Daher ist jeder, der einen anderen mit dem bösen Blick trifft, neidisch, aber nicht jeder Neidische trifft jemanden mit dem bösen Blick auf einen anderen. Da der Neider allgemeiner ist als der, der den bösen Blick hat, ist die Zuflucht vor ihm auch eine Zuflucht vor jenem, der den bösen Blick hat. Dieser ist wie Pfeile, die aus der Seele des Neiders und desjenigen, der jemanden mit dem bösen Blick trifft, auf den Neidischen und den Betroffenen geschossen werden. Manchmal treffen sie ihr Ziel und manchmal nicht. Wenn sie ihn ungeschützt antreffen, wirkt es auf ihn. Wenn sie ihn jedoch vorsichtig und gut vorbereitet antreffen (d. h. vollständig bewaffnet), haben die Pfeile keinen Durchlass und wirken nicht auf ihn, und vielleicht kehren die Pfeile zu ihrem Schützen zurück.” Ende des Zitats, entnommen: aus „Zad Al-Ma’ad".

Es gibt bestätigte Hadithe über den Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm -, die die Wirkung des bösen Blickes bestätigen. Darunter ist der Hadith, der bei Bukhari und Muslim überliefert wird, in dem A’isha - möge Allah mit ihr zufrieden sein - sagte: „Der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - befahl mir, mich wegen des bösen Blickes zu behandeln.“ Zudem überlieferten Muslim, Ahmad und At-Tirmidhi, der den Hadith als authentisch einstufte ihn, dass Ibn Abbas - möge Allah mit ihm zufrieden sein - berichtete, dass der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte: „Der böse Blick ist wahr, und wenn es etwas gäbe, das dem Schicksal vorausgehen könnte, dann wäre es der böse Blick. Und wenn ihr darum gebeten werdet, euch zu waschen (um den bösen Blick zu behandeln), dann wascht euch.“ Von Al-Albani als authentisch eingestuft in „As-Silsilah As-Sahihah“ (1251).

Imam Ahmad und At-Tirmidhi (2059), der ihn als authentisch einstufte, überliefern, über Asma' bint Umais - möge Allah mit ihr zufrieden sein -, dass sie sagte: „O Gesandter Allahs, die Kinder von Jaʿfar werden vom bösen Blick getroffen. Sollen wir für sie Ruqya machen?“ Er antwortete: „Ja, denn wenn etwas dem Schicksal hätte zuvorkommen können, dann wäre es der böse Blick gewesen.“ Al-Albani stufte ihn in „Sahih At-Tirmidhi” als authentisch ein.

Abu Dawud überliefert von A’isha - möge Allah mit ihr zufrieden sein -, dass sie sagte: „Demjenigen, der den bösen Blick gemacht hat, wurde anbefohlen, die Gebetswaschung (arab. Wudu) zu vollziehen, und der Betroffene wurde (befohlen) die Ganzkörperwaschung zu vollziehen (arab. Ghusl).“ Al-Albani stufte ihn in „Sahih Abi Dawud” als authentisch ein.

Imam Ahmad (15550), Malik (1811), An-Nasaʾi und Ibn Hibban überliefern - und Al-Albani stufte ihn in „Al-Mishkah” (4562) als authentisch ein - über Sahl ibn Hunaif: „Der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - machte sich mit seinen Gefährten auf den Weg nach Makka. Als sie den Ort Schaʿb Al-Kharrar (in der Nähe) von Al-Juhfa erreichten, führte Sahl ibn Hunaif die Ganzkörperwaschung durch, und er war ein Mann mit heller Haut und schönem Körper. ʿAmir ibn Rabiʿa, ein Mann vom Stamm ʿAdi ibn Kaʿb, sah ihn beim Waschen und sagte: „So etwas habe ich noch nie gesehen, nicht einmal die Haut einer verborgenen Jungfrau (ist so schön).” Daraufhin brach Sahl zusammen. Man ging zum Gesandten Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - und sagte: „O Gesandter Allahs, willst du nach Sahl sehen? Bei Allah, er hebt nicht einmal seinen Kopf.“ Der Prophet fragte: „Beschuldigt ihr jemanden?“ Sie sagten: „ʿAmir ibn Rabiʿa hat ihn angesehen.“ Da rief der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden auf ihm - ʿAmir (zu sich), wurde zornig auf ihn und sagte: „Wollt ihr etwa einen eurer Brüder töten? Warum hast du nicht um Segen gebeten, wenn du etwas Bewundernswertes gesehen hast?“ Dann sagte er ihm: „Wasche dich für ihn.“ ʿAmir wusch daraufhin sein Gesicht, seine Hände, seine Ellenbogen, seine Knie, die Spitzen seiner Füße und die Innenseite seines Untergewandes in einem Gefäß. Dieses Wasser wurde dann von hinten über den Kopf und den Rücken von ihm (d.h. Sahl) gegossen und das Gefäß umgedreht. Er tat dies, und Sahl ging danach unbeschwert mit den Leuten weiter, ohne dass ihm etwas fehlte.

Die Mehrheit der Gelehrten bestätigt die Wirkung des bösen Blicks, aufgrund der erwähnten und weiteren Hadithe, sowie aufgrund dessen, was beobachtet und in der Realität erkennbar ist.

Was den von dir erwähnten Hadith betrifft: „Ein Drittel dessen, was sich in den Gräbern befindet, ist (aufgrund) des bösen Blicks“, so ist uns seine Authentizität nicht bekannt. Doch der Verfasser von „Nail Al-Awtar“ erwähnte, dass Al-Bazzar mit einer guten Überlieferungskette (arab. Hasan) von Jabir - möge Allah mit ihm zufrieden sein - überliefert hat, dass der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte: „Die meisten (Menschen) aus meiner Gemeinschaft sterben - nach der Vorherbestimmung Allahs - durch das Böse Auge.“

Ein Muslim muss sich vor den Teufeln, seien es bösartige Jinn oder Menschen, schützen, indem er seinen Glauben an Allah stärkt, auf Ihn vertraut, sich auf Ihn verlässt und bei Ihm Zuflucht und Hilfe sucht. Dazu gehört auch das Rezitieren der prophetischen Schutzgebete, das häufige Lesen der Muʿawwidhatayn (d.h. Surah Al-Falaq und An-Nas), der Surah Al-Ikhlas, der Surah Al-Fatiha, sowie Ayah Al-Kursi (Vers 255 aus Surah Al-Baqara).

Zu den (prophetischen und überlieferten) Schutzgebeten zählen: „Ich suche Zuflucht mit den vollkommenen Worten Allahs vor dem Bösen, das Er erschaffen hat.“ (Arab. A’udhu bi kalimat-illahit-tammati min sharri ma khalaq) und „Ich suche Zuflucht in den vollkommenen Worten Allahs vor Seinem Zorn, Seiner Strafe, dem Übel Seiner Diener und den Einflüsterungen der Teufel und davor, dass sie mir nahekommen.“ (Arab. A’udhu bi kalimat-illahit-tammati min ghadabihi wa ‘iqabihi, wa min sharri ‘ibadihi wa min hamazati-sh-shayatini wa an yahdurun). Außerdem (das Rezitieren) der Aussage Allahs - erhaben ist Er: „Meine Genüge ist Allah. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Auf Ihn verlasse ich mich, und Er ist der Herr des gewaltigen Thrones.” (At-Taubah:129) Weitere ähnliche überlieferte Bittgebete fallen ebenfalls darunter. Und dies ist die Bedeutung der Aussage von Ibn Al-Qayyim, die am Anfang der Antwort erwähnt wurde.

Und wenn bekannt wird, dass ein Mensch einen anderen mit dem „bösen Blick“ getroffen hat oder der Verdacht besteht, dass er dies getan hat, so ist derjenige anbefohlen, der den Blick verursacht hat, sich für seinen Bruder zu waschen. Dazu wird ein Gefäß mit Wasser gebracht, in das er seine Hand eintaucht. Er spült seinen Mund aus und spuckt das Wasser in das Gefäß. Dann wäscht er sein Gesicht im Gefäß. Er taucht seine linke Hand hinein und gießt Wasser über sein rechtes Knie, dann taucht er seine rechte Hand ein und gießt es über sein linkes Knie. Anschließend wäscht er das Innere seines Kleidungsstückes. Zum Schluss wird das Wasser in einem Guss von hinten über den Kopf des Betroffenen gegossen. Auf diese Weise wird er - mit Allahs Erlaubnis - geheilt. Quelle: „Fatawa Al-Lajnah Ad-Da’imah li’l-Buhuth Al-‘Ilmiyyah wal Al-Ifta” (1/186).

Shaikh Muhammad As-Salih Al-‘Uthaimin - möge Allah ihm barmherzig sein - wurde gefragt:

„Kann der böse Blick einen Menschen treffen? Wie wird er behandelt? Und widerspricht die Vorsicht vor ihm dem Vertrauen (auf Allah)?“

Er antwortete: „Unsere Ansicht zum bösen Blick ist, dass er sowohl in der islamischen Gesetzgebung (durch Quelltexte) als auch erfahrungsgemäß bestätigt ist. Allah - erhaben ist Er - sagte: „Diejenigen, die ungläubig sind, würden dich, wenn sie die Ermahnung hören, mit ihren Blicken wahrlich beinahe ins Straucheln bringen.”(Al-Qalam:51).

In Bezug auf die Erläuterung (des Verses) sagten Ibn Abbas und andere, dass gemeint ist, dass sie ihn mit ihren Blicken treffen wollten. Der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte: „Der böse Blick ist real. Wäre etwas in der Lage, der göttlichen Vorherbestimmung zuvorzukommen, wäre es der böse Blick. Und wenn ihr darum gebeten werdet, euch zu waschen (um den bösen Blick zu behandeln), dann wascht euch.‘ Überliefert von Muslim. Dies wird auch durch den Vorfall zwischen Amir ibn Rabi‘ah und Sahl ibn Hunaif bestätigt, als Amir an ihm vorbeiging, während er sich wusch (…). Siehe den zuvor zitierten Hadith.

Und die Realität bezeugt dies (zusätzlich), und das kann nicht geleugnet werden.

Behandlung des Bösen Blicks

Im Falle einer Beeinflussung durch den Bösen Blick werden folgende Heilmittel aus der islamischen Gesetzgebung angewendet:

  1. Rezitation (d.h. Ruqya): Der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - sagte: „Es gibt keine Ruqya außer bei (Schäden durch) das Auge oder einen giftigen Stich." Überliefert bei At-Tirmidhi (2057), und Abu Dawud (3884).

Zudem führte Jibril für den Propheten - Allahs Segen und Frieden auf ihm - die Ruqya durch. Er sagte: „Im Namen Allahs mache ich Ruqya für dich, vor allem, was dir schadet, vor dem Übel jeder Seele oder dem Auge eines Neiders. Möge Allah dir Heilung schenken. Im Namen Allahs mache ich Ruqya für dich." (Arab. Bismillahi arqika min kulli shai’in yudhika, min sharri kulli nafsin aw ‘aynin hasid, Allahu yashfik, bismillahi arqik).

  1. Waschung: Wie der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - im vorherigen Hadith zu `Amir ibn Rabi'a angeordnet hat, wird das Wasser dann auf den Betroffenen gegossen.

Das Entnehmen von Überresten, die aus seinem Urin oder Stuhl stammen, hat jedoch keine Grundlage. (Ebenso gibt es keine Belege dafür), dass man etwas von seinen Spuren nehmen sollte. Das Überlieferte ist lediglich, dass seine Körperteile und das Innere seines Gewandes gewaschen werden, und möglicherweise gilt das auch für das Innere seines Turbans, seiner Kopfbedeckung und seines Gewandes. Und Allah weiß es am besten.

Wie man sich vor dem bösen Blick schützt

Die vorbeugende Abwehr gegen den bösen Blick ist völlig in Ordnung und widerspricht nicht dem Vertrauen auf Allah; vielmehr ist sie das Vertrauen (bzw. ein Ausdruck davon). Denn Vertrauen bedeutet, sich auf Allah - erhaben ist Er - zu verlassen und gleichzeitig die Gründe zu ergreifen, die Er erlaubt oder angeordnet hat. Der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm - pflegte für Hassan und Hussein Zuflucht zu suchen, indem er sagte: „Ich schütze euch mit den vollkommenen Worten Allahs vor jedem bösen Teufel und jeder schädlichen Kreatur, sowie vor jedem bösen Blick.“ (Arab. U’idhukuma bi kalimatillahi-tammati min kulli shaytanin wa hammah wa min kulli ‘aynin lammah). Überliefert von At-Tirmidhi (2060) und Abu Dawud (4737)). Er (der Prophet - Allahs Segen und Frieden auf ihm) sagte (zudem): „So machte es Ibrahim, als er für Ishaq und Ismail - Frieden sei mit ihnen - bei Allah Zuflucht suchte.“ Überliefert von Al-Bukhari (3371).

Und Allah weiß es am besten.

Quelle

Islam Q&A

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